Süsser Tüftlerschatz: Tüftler prägen selber Schoggitaler
Was glitzert, glänzt und ist zuckersüss? Genau! Ein Schoggitaler! An der Zentralschweizer Frühlingsmesse LUGA konnten Tüftler selber Schoggitaler prägen. Die Tüftelprofis verraten, wie das geht.
Eine lange Menschenschlange windet sich durch die Halle Zwei auf dem Luzerner Messegelände. Es ist Samstag, der zweite Tag der grossen Zentralschweizer Frühlingsmesse LUGA. In insgesamt acht Hallen präsentieren sich bis am 3. Mai rund 450 Aussteller aus den verschiedensten Bereichen. Auf die Besucher warten zahlreiche Attraktionen, Angebote, Sonderschauen und Messegeschenke. Überall herrscht Gewusel, Stimmengewirr. Besucher versuchen sich untereinander zu verständigen, persönliche Gespräche zu führen. Aussteller versuchen auf sich aufmerksam zu machen, die Besucher in ein Verkaufsgespräch zu verwickeln.
Mitten in diesem Gewirr in der Halle Zwei gibt es aber eine kleine Insel der Ruhe – hier werden keine hektischen Konversationen geführt. Dafür rauchen Köpfe – an einem langen Tisch sind kleine und grosse Besucher konzentriert am Arbeiten.
Alle bearbeiten sie ein kleines graues Plättchen, das vor ihnen auf dem Tisch liegt. "Malträtieren" es mit Schraubenziehern, Brennstäben, Draht und sogar mit dem Hammer. Und so unterschiedlich sie ans Werk gehen - alle arbeiten auf dasselbe Ziel hin: Sie möchten einen Schoggitaler mit eigener Prägung mit nach Hause nehmen. Am Stand der Zentralschweizer Tüftler kann man nämlich am ersten Messesamstag selber Schoggitaler prägen.
Tüfteln macht glücklich - nicht nur dank Schoggi
Im Rahmen der Sonderschau "Jugend die beste Generation" zeigen Jugendverbände, Jugendorganisationen, Initiativen und Jugendprojekte, was sie zu bieten haben. Mit dabei sind am Samstag auch tüfteln.ch, die Koordinationsplattform der Schweizer Tüftellabore, das Tüftelwerk Luzern und das Labor Luzern. Sie wollen den Messebesuchern zeigen, wie viel Spass tüfteln macht – und dass es etwas für jeden Geschmack ist. Wortwörtlich. Denn in der mobilen Tüftelwerkstatt an der Messe kann jeder, der will einen feinen, glitzernden Schoggitaler von Aeschbach Chocolatier prägen. Und wer mag schon keine Schoggi?!
Melissa auf jeden Fall liebt Schoggi! Etwas schüchtern und mit einem sicheren Abstand schaut das junge Mädchen gespannt zu, was diese Leute da an dem "Tüfteltisch" machen. "Willst du’s auch versuchen?" richtet Andrea Erzinger vom Tüftelwerk das Wort an sie und streckt ihr einen der goldenen Schoggitaler entgegen. Der Taler zaubert ein breites Grinsen auf Melissas Gesicht. Nicht einmal eine Minute später sitzt sie selber am Tüfteltisch und ritzt mit einem grossen Schraubenzieher ein Muster in ein graues Plättchen. "Du musst etwas mehr Druck geben", rät Hannes Scheuber von tüfteln.ch, "es muss tiefe Abdrücke geben, sonst sieht man das nachher nicht auf der Folie."
Von Hand oder mit Fräse arbeiten
Die Tüftler haben an der LUGA zwei Möglichkeiten ihren Taler zu prägen. Sie können entweder von Hand selber eine Prägeform auf einer PVC-Platte gestalten. Mit Schraubenzieher, Brennstab oder Metallstiften können Muster oder Buchstaben gezeichnet werden. Mit dem Hammer können Formen ins Plättchen gehauen werden – Formen aus Draht,
Oder sie zeichnen ein beliebiges Muster auf Papier. Die Tüftler vom Labor Luzern scannen die Zeichnung, bearbeiten sie und lassen das Bild nachher von einer selbst gebauten CNC-Fräse in ein Holzplättchen schnitzen. Die Holzscheibe dient danach als Prägeform. Die Schoggitaler werden auf den Formen platziert, mit einer runden Form aus zusammengeklebten CDs fixiert und dann unter eine Handpresse gelegt. Nach einem kleinen Kraftakt ist das Muster von der Prägeform auch auf dem Taler zu finden!
„Da steckt viel Arbeit dahinter“, sagt Peter Müller vom Luzerner Tüftelwerk lachend. "Bis wir wussten, was wir an der LUGA anbieten und vor allem, wie das Prägen funktioniert sind etwa zwei Monate vergangen." Die Tüftler haben verschiedene Präg-Varianten ausprobiert, zahlreiche Materialien und Werkzeuge getestet, ihre Idee immer wieder weiterentwickelt. Getüftelt – bis es funktioniert hat und sie am Ende schön verzierte Taler in den Händen hielten.
Wer es selber ausprobiert, hat mehr Spass
"Du musst noch etwas fester anziehen", weist Peter Müller Melissa an. Das Mädchen hat ihre Form mittlerweile fertig gestaltet und steht nun an der grossen Handpresse. Mit aller Kraft dreht sie am grossen Hebel der Presse. "Man muss sie die Sachen selber machen lassen, sie müssen es selber ausprobieren und erfahren – dann macht es auch mehr Spass", wendet er sich erklärend an Melissas Mami.
Ausprobieren, experimentieren, es selber versuchen - dies sind die Grundsätze der Tüftellabors und von tüfteln.ch. Sie wollen Kindern und Jugendlichen mit ihren Angeboten die Möglichkeit bieten, eigene Ideen zu entwickeln, anzugehen und umzusetzen. Indem sich Kinder und Jugendliche in der Werkstatt "austoben" können, verlieren sie die Scheu vor Werkzeugen, vor dem "anpacken". Es ist zudem ein Ansatz, den Nachwuchs verstärkt für die sogenannten MINT-Berufe zu begeistern.
In der Halle Zwei an der LUGA setzt Melissa ein letztes Mal all ihre Kraft ein, sie dreht mit angespanntem Gesicht am Hebel. "So ist gut!", lobt Müller. Melissa kann die Presse wieder lösen und ihren Taler "befreien". Mit grossen Augen untersucht sie ihr Werk, dreht den Taler in den Händen, um das Bildchen auf dem runden Schokoladentaler von allen Seiten zu begutachten. Melissa scheint zufrieden mit dem Ergebnis. Denn sie strahlt übers ganze Gesicht und streckt den Taler stolz ihrer Mutter entgegen.